ensemble cantissimo begeisterte im Sommer mit seiner „Chagall-Vesper“ Drucken

Wundersamer Dreiklang von Wort, Musik und Bild

Thumbnail imageDas ensemble cantissimo unter der Leitung von Prof. Markus Utz ist seit seiner Gründung 1994 mit außergewöhnlichen A-cappella-Programmen im Kontext zu Literatur und bildenden Künsten international gefragt und hochgeschätzt. Die Fokussierung auf Musik abseits des üblichen Repertoires hat das Spitzenensemble zu einem begehrten Partner namhafter Festivals und Konzertreihen gemacht. So ist der Chor seit vielen Jahren auch ständiger Gast im Fraumünster Zürich, wo seit jeher besonderer Wert auf hochwertige Konzertformen gelegt wird. Aus dieser Zusammenarbeit erwuchs die „Chagall-Vesper“ als ein Teil dreier Chagall-Konzerte im Mai 2017.

Im Mittelpunkt stand dabei der Dialog zwischen den poetischen Texten Marc Chagalls, der Bildsprache seiner Glasfenster im Fraumünster und den Klängen ausgewählter Musik. Unter dem gerade heute so brisanten Thema „Lebenswege: Exil und Emigration“ stellte das Konzert des ensemble cantissimo die orthodoxe Klangwelt von Sergei Rachmaninow und Arvo Pärt in Verbindung mit der europäischen Musiktradition Claudio Monteverdis den Texten Marc Chagalls gegenüber, die aus der Prägung der ärmlichen und orthodox-jüdischen Kindheit in Weißrussland und seiner beständigen Suche nach Heimat eine kraftvolle Intensität in französischer Sprache entwickeln. Bewusst wurden für dieses Konzert diese drei Komponisten ausgewählt. Ihre Werke weisen eine starke Affinität zur Mystik Chagalls auf und auch ihre Biographien korrespondieren mit dem Lebensweg Chagalls. Jeweils drei Werke wurden in drei Triptychen zusammengestellt, komplettiert und unterbrochen durch die Chagall-Texte, die alle erstmals zu hören waren. Die Texte der Kompositionen von Monteverdi, Rachmaninow und Pärt stammen alle aus den Psalmen und der Vesperliturgie. Somit ergaben sich durch die direkte Zusammenstellung interessante Klangbilder, bei denen teilweise mehrere Vertonungen zum gleichen Text verglichen werden konnten. Durch die stilistisch-ästhetisch unterschiedliche, teilweise auch ergänzende, aber auch kontrastierende Zusammenstellung ergab sich ein interessantes, intensives und neues Klangerlebnis. Die Idee der „Chagall-Vesper“ wurde somit zu einem fein konzipierten Gesamtkunstwerk, das das gesprochene Wort, die klangsinnliche Musik und den besonderen Raum miteinander in Verbindung brachten und vereinten.

Das scheinbar unbeugsame Gotteslob und die tiefe, hochemotionale Marienverehrung der Ostkirche gaben so den Rahmen für die Worte Chagalls in einer berührenden Konzertstunde unter seinen strahlenden, berühmten Fenstern des Fraumünsters. Den Vortrag der Texte übernahm Meret Meyer, die Enkelin von Marc Chagall. Seit 1997 ist sie neben vielen internationalen Verpflichtungen Vize-Präsidentin des Comité Marc Chagall, Paris, einem Verein zur Förderung und zum Schutz des Werks von Marc Chagall. Sie verfasste zahlreiche Beiträge und Abhandlungen zu Chagall-Ausstellungskatalogen und ist als Ko-Kommissarin von Chagall-Ausstellungen international tätig. Sie begleitete das Ensemble auch auf zwei weiter Konzerte der Chagall-Tournee, bei der „Stunde der Kirchenmusik“ in der Stiftskirche Stuttgart, sowie bei den „Konzerten Sallern“ im bayerischen Regensburg Ende September. Zu weiteren Aufführungen kam es zwischen Mai und September in der Katholischen Kirche Weinfelden (Schweiz), in der Klosterkirche Rheinau (Schweiz) und im Konstanzer Münster. Auch die Presse war vom Konzept des Konzerts begeistert. So schrieb die Mittelbayerische Zeitung: „Ein Chorkonzert der absoluten Spitzenklasse, getragen und unglaublich stimmungsvoll“!

Andreas Meixner, ensemble cantissimo
18.12.2017