SINGING! 2015 - ein Erlebnisbericht Drucken

Mitsing-Veranstaltung SINGING! im Hamburger Michel

Thumbnail imageIm Jahre 2012 lud der Norddeutsche Rundfunk unter dem Titel „SINGING!“ zusammen mit dem VDKC erstmals zur öffentlichen Einstudierung und Aufführung von Chormusik in die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis ein. Der VDKC warb zur Teilnahme an diesem Projekt bei den Sängerinnen und Sängern seiner Mitgliedschöre.

Es fanden sich damals etwa sechshundert Sänger unter der Leitung des amerikanischen Chordirigenten und Komponisten Eric Whitacre zusammen. „Das verrückteste Konzert, das ich je gemacht habe“, äußerte Eric Whitacre danach begeistert. Aufgrund dieses Erfolgs beschloss man, das Projekt „SINGING!“ weiterzuführen. So wurden 2013 mit über 700 Beteiligten unter der Leitung des NDR-Chordirektors Philipp Ahmann Ausschnitte aus Händel-Werken musiziert. 2014 folgte ein Gospel-Konzert, geleitet von dem bekannten amerikanischen Gospelstar André J. Thomas.

Thumbnail imageDas große Interesse am „SINGING!“ -Projekt verlockte die Veranstalter, im Jahre 2015 die Einstudierung und Aufführung eines ganzen Oratoriums zu wagen. Man wählte „Paulus“ von F. Mendelssohn Bartholdy und gewann damit über fünfhundert Chorsänger aus ganz Deutschland zur Teilnahme. Für die Einstudierung des Chors an zwei Wochenenden wurde wie in den Vorjahren Prof. Cornelius Trantow (Leiter des preisgekrönten Hamburger VDKC-Mitgliedchors „Ensemble vocal“) gewonnen.

Am 29. Mai, dem Vorabend des Konzerts, fand dann die erste gemeinsame Probe von Chor, Solisten und Orchester in St. Michaelis statt. Auf der großen Chorempore hatte neben dem Orchester – die NDR Radiophilharmonie – auch der NDR Chor Platz genommen, verstärkt durch eine Reihe Lübecker und Hamburger Gesangsstudenten.

Philipp Ahmann begrüßte die Mitwirkenden und stellte die Solisten vor. Die Partie des Paulus war dem schon in Bayreuth bewährten Bariton Michael Nagy anvertraut, die weiteren Hauptpartien sangen Johanna Winkel (Sopran) und Dominik Wortig (Tenor). Johanna Winkel sprang für die erkrankte Annette Dasch ein und das mit einer herausragenden Leistung.

Der Dirigent verstand es, sofort eine gelöste Arbeitsatmosphäre für seine schwierige Aufgabe zu schaffen. Mit seiner Schlagtechnik gelang ihm auf Anhieb ein verblüffend präzises Musizieren der weit auf den Raum verteilten Sänger zusammen mit dem Orchester. Man konnte dabei auch erkennen, welch eine hervorragende Vorarbeit Cornelius Trantow zur Erzielung eines einheitlichen hervorragenden Chorklanges geleistet hatte.

Die Aufführung im Konzert am nächsten Tag wurde dann zu einem großen musikalischen Ereignis, das im Programm von NDR Kultur sowie per Livestream ins Internet übertragen wurde und dort bis Ende Juni abzuhören ist. Zu Beginn begrüßte Michael Nagy die Hörer und gab eine kleine Einführung in das Werk. Dann übernahm Philipp Ahmann die Leitung und wandte sich in seinem Dirigat nahezu choreografisch mit Körperdrehungen abwechselnd dem Orchester und dem Chor im Kirchenschiff zu. Manche kleinere Chorsätze imitierenden Charakters wurden nur vom NDR Chor ausgeführt. Im Ganzen gelang auch bei den raschen großen Chorsätzen eine erstaunliche präzise Ausführung. Ahmann führte den monumentalen Klangapparat zu einer überwältigenden dramatischen Darstellung des Werkes.

Nicht enden wollender Beifall dankte am Ende den Ausführenden.

Die komplette Aufführung des Paulus ist bis zum 01.07.2015 beim NDR online einsehbar. Außerdem können auf der Website Impressionen aus den vergangenen Jahren abgerufen werden.

Hans Gebhard, VDKC
24.06.2015