Alexander Lotzow: Das Sinfonische Chorstück im 19. Jahrhundert Drucken

Hervorragende wissenschaftliche Arbeit für den anspruchsvollen Chorleiter

Thumbnail imageUnter diesem Titel ist kürzlich in der Reihe der „Kieler Schriften zur Musikwissenschaft bei Bärenreiter eine Dissertation erschienen. Ihr Verfasser behandelt – mit profunden Kenntnissen ausgestattet – die Geschichte der einsätzigen Werke für Chor und Orchester, die Entstehung dieser Gattung und ihre große Bedeutung für das  allgemeine Musikleben im 19. Jahrhundert.

Alexander Lotzow, schon während seines Studiums an der Lübecker Musikhochschule als Mitarbeiter bei der letzten Ausgabe des VDKC-Handbuchs „Chorsinfonik Werkkunde“ tätig gewesen, ist diesem Thema gewissermaßen treu geblieben. Er hat es nun in seiner großen kulturellen und soziologischen Bedeutung erforscht und dargestellt.

Lotzow schildert, wie durch die geistigen und politischen Strömungen am Anfang des 19. Jahrhunderts das Bürgertum sich emanzipiert und auch in der Musik bedeutungsvoll etabliert hat. Im Zuge dieser Entwicklung sind zahlreiche bürgerliche Chorvereine entstanden, die sich auf großen Musikfesten allgemeine Anerkennung errungen haben. Hans Georg Nägeli schilderte diese Erscheinung schon 1809 mit seinen Worten: „Man führe durch ein Hundert schulgerechter Sänger … einen gutgesetzten Chor aus, und man hat die Volksmajestät versinnlicht.“

Es entfaltete sich ein überaus reicher „Markt“ für die Komponisten jener Epoche. Die Dichtungen Goethes und Schillers waren die Leitfiguren dazu. Lotzow zeigt, wie einige Komponisten durch chorsinfonische Werke ihren Durchbruch erzielen konnten, so Schumann durch sein Oratorium „Das Paradies und die Peri“ oder Brahms durch das „Deutsche Requiem“. Selbst Nietzsche schrieb einst einen chorsymphonischen „Hymnus an das Leben“! Im Gegensatz zum 20. Jahrhundert wirkten damals selbst führende Komponisten auch als Chorleiter.

Nach der Darstellung der historischen Entwicklung analysiert Lotzow einige der bedeutendsten Werke der Gattung bis ins Detail, so zum Beispiel Beethovens „Meeresstille und glückliche Fahrt“ oder das „Schicksalslied“ von Brahms.

Zahlreiche Zitate bedeutender Dichter, Schriftsteller, Musiker und Musikologen ergänzen das Buch und beweisen die hervorragende wissenschaftliche Arbeit des Verfassers.

Dieses faszinierend geschriebene Werk gehört in die Hände jedes anspruchsvollen Chorleiters!

Bestellinformationen: Alexander Lotzow: Das Sinfonische Chorstück im 19. Jahrhundert. Studien zu einsätzigen weltlichen Chorwerken mit Orchester von Beethoven bis Brahms, Kieler Schriften zur Musikwissenschaft 55, BVK 2385, Bärenreiter Verlag 2017, ISBN 9783761823859

Hans Gebhard
10.11.2017