Klangfest beim Deutschen Chorwettbewerb Dortmund Drucken

Carmina Mundi mit viel Jubel und Beifall beim Sonderkonzert im Konzerthaus

"Es hätte nur noch gefehlt, dass uns die Zuschauer mit Blumen oder Teddybären bewerfen", so beschreibt eine Sängerin des Aachener Chores Carmina Mundi den gerade absolvierten Auftritt in einer der besten Konzerthallen des Ruhrgebiets. Wegen eines Fehlers in der Bühnentechnik hat zunächst das durchaus fachkundige Publikum, das sich größtenteils aus den Teilnehmern des 8. Deutschen Chorwettbewerbs zusammensetzt, ca. 10 Minuten warten müssen. Rhythmisches Klatschen der Konzerthausbesucher bringt die Ungeduld vor dem Auftritt zum Ausdruck. Als dann Carmina Mundi unter der Leitung von Harald Nickoll die Bühne des ausverkauften Konzerthauses in Dortmund betritt, glaubt man sich tatsächlich in die Zeit der kreischenden Beatlesfans zurückversetzt.

Die Aachener – selbst Gewinner des letzten Deutschen Chorwettbewerbs 2006 in Kiel – eröffnen das erste Sonderkonzert des diesjährigen Bundeswettbewerbs in Dortmund mit dem fulminanten, teils zwölfstimmigen Werk "Leonardo dreams of his flying machine" von Eric Whitacre. Das Publikum tobt. Umso kontrastreicher taucht man anschließend in die Welt der Renaissance ein: dynamisch ausgewogen treten bei dem doppelchörigen "Je prends congie" von Nicolas Gombert abwechselnd die führenden Stimmen dezent hervor und sorgen so für eine wunderbare Transparenz des dicht komponierten Werks. Dann, wiederum die sehr gute Saalakustik ausnutzend, wird das mit halbchromatischen Wendungen und überraschenden Modulationen halsbrecherisch schwere "Ululate" von Ildebrando Pizzetti präsentiert. Neben hervorragender Intonationssicherheit sorgen hier Klangfülle und -dichte für Wohlgefallen. Mit "Vilarosa sarialdi" – von Thomas Jennefelt in einer Kunstsprache komponiert – legt Carmina Mundi einen spannungsgeladenen Klangteppich aus: ein wiederum anderes Gesicht der gesanglichen Möglichkeiten des vielfach ausgezeichneten Ensembles. Überrascht werden viele Zuhörer anschließend von der nur gesprochenen und rhythmisch ineinander geschachtelten "Fuge aus der Geographie" von Ernst Toch. Den Höhepunkt bietet jedoch die "Missa brevis" von Leonard Bernstein. Unterstützt von zwei Schlagzeugern (Sebastian Nickoll und Thomas Meixner) und dem glockenklaren Countertenor Ralf Schlüter wird diese eigenwillige Komposition zum Publikumsliebling. Erst nach einer Zugabe, dem schlichten Volkslied "Kum Geselle min", tritt Carmina Mundi unter tosendem Applaus von der Bühne zur Pause ab.

Danach unterhält das englische A-cappella-Ensemble „voces8" das Publikum in professioneller Art und Weise, bevor ein denkwürdiges Sonderkonzert der Extraklasse zu Ende geht.

Carmina Mundi Aachen
21.05.2010