60 Jahre Leipziger Synagogalchor: per Mausklick durch die Chorgeschichte Drucken

Von 17 Ordnern und zwei Plakatmappen zum digitalen Chorarchiv

Thumbnail image2022 begeht der Leipziger Synagogalchor sein 60-jähriges Bestehen. Im Jahr 1962 gegründet, gab das Ensemble unter der Leitung des aus Breslau stammenden Kantors der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig Werner Sander am 12. und 15. Mai 1963 die ersten Konzerte in der Dresdner Synagoge Fiedlerstraße und in der Leipziger Kongresshalle. Unter dem Titel „Der jüdisch-liturgische Gesang im Wandel der Stilepochen“ erklangen Chorwerke aus dem 17. bis 20. Jahrhundert u. a. von Salomone Rossi, Salomon Sulzer, Samuel Naumbourg, Louis Lewandowski und Samuel Alman. Als Vorsänger fungierte der Westberliner Kantor Leo Roth (Tenor) neben der Sopranistin Eva-Maria Straussová und dem Bariton Peter Zacher, die Orgel spielte Herbert Schmidt von der Dresdner Musikhochschule.

Dokumentiert werden die Konzerte durch überlieferte Programme. Solcherlei Daten und Dokumente aus 60 Jahren Chorleben lassen sich nun mithilfe der Portale musiconn.performance und sachsen.digital, die beide von der Sächsischen Landesbibliothek ‒ Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) betreut werden, recherchieren, durchblättern und auswerten. In das Aufführungsportal musiconn.performance wurden die Informationen aus allen im Chorarchiv verfügbaren Materialien (Programme, Plakate, Ankündigungen, Anzeigen, Einladungen, Rezensionen) von ca. 800 Veranstaltungen nach bestimmten Kategorien ‒ Orte, Anlässe, Mitwirkende, Veranstalter, Werktitel, Komponisten ‒ eingetragen. Dank des Landesdigitalisierungsprogramms für Wissenschaft und Kultur des Freistaates Sachsen sachsen.digital konnten außerdem alle Programme, Plakate, Einladungen und Flyer, etwa 700 Objekte, digitalisiert werden. In den Einträgen der Veranstaltungen bei musiconn.performance werden beide Portale miteinander verknüpft, die Digitalisate lassen sich dort praktischerweise auch aufrufen, ergänzt durch Abbildungen der im Leipziger Stadtgeschichtlichen Museum vorhandenen Plakate.

Thumbnail imageDas so entstandene digitale Chorarchiv des Leipziger Synagogalchores veranschaulicht die Bandbreite des jüdischen Repertoires und der Aufführungen in Gedenk- und Festveranstaltungen, Empfängen, musikalisch-literarischen Abenden, Gottesdiensten, Konzerten und außergewöhnlichen Projekten im In- und Ausland quer durch 60 Jahrzehnte auf beeindruckende und auch unterhaltsame Weise. So manches Plakat ist ein Schmuckstück der Gestaltungskunst, Namen von Sänger:innen und Auftrittsorten verschaffen „Aha“- und „Ach ja“-Effekte, Komponisten und ihre Werke werden aus der Schublade ans Licht geholt. Das gesamte Projekt auf beiden Portalen bietet eine Forschungsgrundlage zur Darstellung der Pflege jüdischer Musik in der DDR sowie in Deutschland nach 1990.

Wir laden herzlich zum Stöbern und Recherchieren ein!

Franziska Menzel
16.09.2022

Informationen:

https://performance.musiconn.de/projects

https://sachsen.digital/sammlungen

Abb.: Archiv Leipziger Synagogalchor, http://digital.slub-dresden.de, freier Zugang - Rechte vorbehalten