“And we all shine on!” – Vocalconsort Leipzig verjazzt die Poplegende John Lennon Drucken

Zum 70. Geburtstag und 30. Todestag John Lennons ehrt das Vocalconsort Leipzig den Beatles-Gründer im Rahmen der Leipziger Jazztage

Thumbnail imageEin John-Lennon-Tribut im Rahmen eines Jazzfestivals? Gregor Meyer, der Leiter des Vocalconsort Leipzig, war nicht wenig erstaunt, als er im Frühjahr vergangenen Jahres einen Anruf vom Jazzclub Leipzig erhielt, bei dem ihm genau dies vorgeschlagen wurde. Sein Ensemble ist schließlich vor allem durch die Interpretation geistlicher Vokalmusik zwischen Barock und Romantik bekannt. Zugesagt hat er trotzdem. Mit Jazz-Sänger Matthias Knoche, den der Jazzclub ebenfalls mit ins Boot geholt hatte und den Meyer noch von seinem Studium an der Leipziger Musikhochschule kennt, machte er sich sofort daran, die Musik John Lennons nach geeigneten Stücken zu durchforsten. Dabei erlebte er die ein oder andere Überraschung: „Bei einigen Titeln, die ich bereits vom Hören kannte, war ich mir gar nicht bewusst, dass sie von Lennon sind. Außerdem war ich absolut erstaunt, dass in den Stücken teilweise so viel drin steckt an rein struktureller Überlegung und harmonischem Bewusstsein."

Nachdem die Auswahl getroffen war, fingen Meyer und Knoche an, Stücke wie „Julia", „The Walrus", „Happiness Is a Warm Gun" und natürlich „Imagine" für Chor, Sologesang und Klavier neu zu arrangieren. Einfach war dies nicht immer, zumal Lennon seine Musik als „Anti-Jazz" verstanden hatte. Da wundert es also nicht, dass ihm die Jazzwelt bisher wenig Beachtung schenkte. Wichtig bei der Übertragung in den Jazzkontext war den beiden, nicht nur die Musik, sondern auch den Text zu transportieren. Letzterer stellte immer das Grundgerüst dar, so Meyer: „Der Text gliedert das Stück in verschiedene Teile, und für jedes Teil habe ich mir überlegt, was ich damit machen kann. Am Ende sollte aber auch eine Gesamtheit entstehen und keine Abfolge von Variationen."

Die Probenarbeit war für alle Beteiligten eine Herausforderung, die mit sehr viel Freude verbunden war. Jazzsänger Knoche war von Anfang an vom Klang des Chores begeistert und fand die Zusammenarbeit vor allem auch insofern reizvoll, als dieser eigentlich ein klassisches Ensemble ist. Der Chor wiederum ließ sich bereitwillig darauf ein, Farbe und Tongebung etwas mehr in Richtung Popgesang abzuwandeln. Dass man beim Singen außerdem nicht nur Noten halten, sondern auch in die Hände klatschen und mit den Füßen stampfen kann, war für viele zwar ungewohnt, machte aber auch unheimlich viel Spaß.

Das Konzert, das als krönender Abschluss der 34. Jazztage in der Reformierten Kirche zu Leipzig stattfand, war jedenfalls ein großer Erfolg. Das Publikum forderte mit langem Applaus und Standing Ovations mehrere Zugaben. Bei so viel Zuspruch versteht es sich fast von selbst, dass dieses Projekt nicht mit einem einzigen Auftritt sein Ende findet. Weitere Lennon-Konzerte werden folgen, unter anderem in Minsk, und für Februar 2011 sind bereits CD-Aufnahmen geplant.

Rebekka Jay
Vocalconsort Leipzig
06.12.2010