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„There is sweet music“

Thumbnail imageDer englische Komponist Edward Elgar (1857-1934), der immer wieder als Interpret seiner eigenen Werke auftrat, galt als ein ausgesprochen guter, aber auch ziemlich kritischer Chordirigent. Als er einmal um Rat gefragt wurde, wie man die Mängel eines Chors, den er zu leiten hatte, beheben könne, kommentierte er trocken: „Beschaffen Sie mir einen neuen Chor.“ Man hätte ihm derartige Granteleien in England übelnehmen können, doch mittlerweile schätzt man dort, wie sehr er das Repertoire britischer Chöre bereichert hat. Dies geschah allerdings auf Umwegen, denn die Anerkennung seiner Musik erhielt erst durch Deutschland wesentliche Impulse. Nachdem „The Dream of Gerontius“ bei der Uraufführung in Birmingham kaum Anklang gefunden hatte, wurden die Konzerte, die Julius Buths Anfang des 20. Jahrhunderts in Düsseldorf bot, triumphale Erfolge.

Allmählich merkten die Briten, was sie an Elgar hatten, während bei deutschen Chören die reichhaltigen Möglichkeiten, die sein Œuvre zur Repertoireerweiterung bereit hält, in Vergessenheit gerieten und bis heute nicht mehr angemessen genutzt werden, und das obwohl Elgar neben Purcell, Sullivan, Britten sowie den elisabethanischen Komponisten zu jenen in Großbritannien geborenen Musikern gehört, deren Lebenswerk den kontinentaleuropäischen Tonsetzern ebenbürtig ist. Seine eingangs erwähnte spitze Bemerkung sollte man Elgar nachsehen, denn sie verweist lediglich auf die äußerst hohen Ansprüche seiner Stücke. Immerhin schrieb er mit „Weary Wind of the West“ (1903) und „Evening Scene“ (1906) auch Prüfungsstücke für das Morecambe Musical Festival, die entsprechende Anforderungen stellen. Bei den Werken für Chor und Orchester betrifft dies ebenso die Größe des Ensembles, zu dem natürlich noch Instrumentalisten hinzukommen. Es gibt indes auch Kompositionen, die sich mit geringerem personellem Aufwand realisieren lassen. Die thematische Palette ist breit gefächert und reicht von spirituellen Themen über historische Stoffe bis hin zur Unterhaltungsmusik.

Der Chor als Orchester

Lange bevor Edward Elgar mit seinen Orchesterwerken und Kantaten berühmt wurde, tauchte sein Name als Komponist abseits der großen Metropolen in Konzertprogrammen auf. Er war der letzte Komponist von Rang, der mit der Chortradition der Arbeiterklasse in den Industrieregionen Großbritanniens aufwuchs; eine Tradition, die sich aus dem Part Song über die Kantate bis hin zum großen Oratorium entwickelt hatte. Elgar in der musikalischen Provinz zu verorten wäre indes verfehlt, gehörte doch das heimatliche, etwa 35 Kilometer südwestlich von Birmingham gelegene Worcester neben den anderen Kathedralenstädten Gloucester und Hereford zu den Ausrichtern des „Three Choirs Festival“, einem der ältesten und noch heute aktiven Festspiele mit klassischer Musik in Großbritannien. Hier erlebte Elgar die reiche Musiktradition seines Landes und 1869 mit „The Prodigal Son“ (Der verlorene Sohn) die Uraufführung eines Oratoriums des berühmtesten englischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, Arthur Sullivan, mit dem er später auch persönlich Kontakt haben sollte. In jungen Jahren sammelte Elgar zunächst Erfahrungen in Singvereinigungen, sogenannten Glee Clubs in Worcestershire („glee“ ist ein Rundgesang), die auch Chorstücke von ihm aufführten. Dadurch entwickelte er ein sicheres Gespür für die Anforderungen an die unterschiedlichsten Gesangs- und Instrumentalensembles, zudem knüpfte Elgar frühe Kontakte zu Verlegern. In dieser Phase wurden die Grundlagen dafür gelegt, dass der erst spät zu Ruhm gekommene Komponist ab den späten 1880er Jahren mit sicherer Hand Part Songs, Sakralmusik, Kantaten und Oratorien schrieb.

Sein Geschick im Umgang mit der Sprache zeigte sich nicht nur immer wieder im Stil seiner Briefe, sondern auch bei der überlegten Auswahl der zahlreichen Texte, die er für Part Songs vertonte. Für seine mehrstimmigen Gesänge („part“ bedeutet „Gesangsstimme“) und Lieder wählte Elgar selten namhafte Poeten, denn er vertrat die Auffassung, dass „es besser ist zweitklassige Dichtung zu vertonen, weil die unsterblichsten Verse bereits selbst Musik sind“.  Die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert im Aufschwung befindliche Chorbewegung in England benötigte zunehmend neue Herausforderungen für engagierte Sängerinnen und Sänger. Dies stellte für Komponisten eine lohnende Aufgabe dar. Elgar erinnerte sich indes, dass anfangs keineswegs alle von seinen Vertonungen angetan waren. „Es hieß, die Stücke seien unausgegoren und schlecht für Stimmen geschrieben“, erzählte er, „ja, die Anlage zeige, dass der Komponist mit den Fähigkeiten der menschlichen Stimme nicht vertraut sei!!” Dabei war der Sohn eines Musikalienhändlers mit Chormusik groß geworden. Grund für die Mäkeleien dürfte in erster Linie gewesen sein, dass Elgar mitunter neue und damals ungewohnte Anforderungen stellte: Statt sie im Unisono erschallen zu lassen, behandelt er die Stimmen mitunter fast instrumental. In dem 1890 veröffentlichten Lied „My love dwelt in a Northern land” beispielsweise setzen die einzelnen Gruppen gemeinsam ein, dann jedoch teilt Elgar die Männerstimmen auf, legt die Melodieführung in den Sopran und den ersten Tenor, während der übrige Chor die Worte zu einem sich wiederholenden, rhythmischen Motiv singt. Kniffe dieser Art finden sich auch in Liedern wie „Death on the Hills” oder „Serenade“. Elgar war der geborene Orchesterkomponist und auch in etlichen Chorwerken findet sich dieser instrumentale Ansatz, wenn er den Klang für mehr als lediglich vier Stimmgruppen konzipiert. Ein besonderes Juwel unter den Part Songs ist das Lied „There is sweet music“. Dieses bitonale Klangwunder – mit den Männerstimmen in G-Dur, die Frauen singen in As – war Elgar der liebste unter seinen mehrstimmigen Gesängen.

Germanisches und Nordisches – Kantaten für Chor und Ensembles

Thumbnail imageElgar hatte eine gute Beziehung zu Deutschland und seinem deutschstämmigen Freundeskreis in England. Eines seiner frühen bedeutenden Chorwerke geht zurück auf eine deutsche Vorlage: die Ballade „Der schwarze Ritter“ des Tübinger Dichters Ludwig Uhland. Unterstützt von einem Orchester übernimmt hier der Chor sämtliche Hauptrollen inklusive der Handlungsschilderung und Dialoge in einem Stück, das erzählt wie der Tod in Gestalt eines geheimnisvollen Reiters die Pfingstfeierlichkeiten stört und Unglück über ein Königreich bringt. Die gut halbstündige sinfonische Kantate „The Black Knight“ (1893) ist eine Tour de force für die Gestaltungskraft eines jeden Chors und Orchesters, bietet aber ein packendes Konzerterlebnis.

Hingegen reicht lediglich ein Klavier als Unterstützung für ein von Bayern inspiriertes Werk: In den 1890er Jahren reisten Edward Elgar und seine Frau Alice vielfach nach Deutschland. Ein Ergebnis davon war sein Opus 27 „From the Bavarian Highlands“ – Chorlieder, die nach Aufenthalten in Oberbayern, zumeist bei Garmisch, entstanden waren. „Adapted from the Volkslieder and Schnadahüpfler“, verkündete der Klavierauszug, und in der Tat hatte Alice Elgar die Texte in Anlehnung an entsprechende Vorlagen gestaltet, wobei die Untertitel der sechs Stücke an bevorzugte Urlaubsziele in der Region erinnerten. Dort entwickelten die Elgars Sympathien für die Musik der Einheimischen und erlebten auch originale „Schnadahüpfer’l“ in einem Lokal. Vom ersten, dritten und sechsten der ursprünglichen Chorlieder gestaltete Elgar später noch die Orchestersuite „Three Bavarian Dances“.

Seine Begeisterung für die nordische Legende von König Olaf, der das Christentum nach Norwegen gebracht haben soll, liegt Elgars Annahme zugrunde, sein Name sei entfernt skandinavischen Ursprungs. Er ist hingegen rein angelsächsisch. Die Kantate „Scenes From The Saga Of King Olaf“ (1896) ist mit Soprano, Tenor, Bass, Chor und Orchester sehr aufwändig gestaltet. Auch hier finden sich die eindringlichsten Passagen in den Chorszenen.

Dramatische Kantaten

Mit Werken wie „King Olaf“ und „Caractacus“ hätte Elgar würdige Nachfolgestücke für Sullivans „Ivanhoe“ am Royal English Opera House an der Shaftesbury Avenue in London liefern können (dem heutigen Palace Theatre). Allerdings war das Musiktheater im England jener Zeit eine Sache der Hauptstadt und Elgar kam mit seinen Werken wenige Jahre zu spät, um damit auf der Opernbühne erfolgreich zu sein. Da er sich überwiegend autodidaktisch bildete, reifte sein Talent langsam, zudem mangelte es ihm im Musikleben der Midlands an Theatererfahrung. Und so eiferte er dem nach, was Arthur Sullivan mit Werken wie „The Martyr of Antioch“ (1880) und „The Golden Legend“ (1886, dem erfolgreichsten Werk eines Engländers für Chor und Orchester im 19. Jahrhundert) in Großbritannien zur Perfektion geführt hatte: Abwechslungsreiche Kantaten für die Konzertbühne als Ersatz für die hochdramatische Oper in englischer Sprache zu schreiben. Einige dieser Stücke wurden auch schon szenisch bzw. halb-szenisch geboten. Als Festivalleiter unterstützte Sullivan Elgar 1898 bei den Vorbereitungen von „Caractacus“ in Leeds. Sopran, Tenor, Bariton, Bass, Chor und Orchester interpretierten hier die Geschichte des Feldherrn Caractacus, der im ersten Jahrhundert den Kampf der Briten gegen die römischen Invasoren anführte. Elgars fesselnde Musik gibt den Chormitgliedern Gelegenheit, als Druiden, Krieger und Volk in die unterschiedlichsten Rollen zu schlüpfen.

Ein eher getragener Duktus ist „The Dream of Gerontius“ (1900) eigen. Wegen des engen religiösen Bezugs wird der „Traum des Gerontius“ oft den Oratorien zugeschlagen. Zwar wird in dem Stück viel gebetet, allerdings ist es weder gemäß der Definition, dass in Oratorien biblische Texte verwendet werden, noch nach Elgars Vorstellung, der bei der Veröffentlichung seines Opus 38 eine genaue Charakterisierung vermieden hat, als solches zu sehen. In dem zweiteiligen Stück werden die Todesstunde eines alten Menschen und der Eintritt der Seele in die Ewigkeit geschildert, in der ein Engel Gerontius durch die Himmelsräume führt.

Thumbnail imageEdward Elgar – 300 Jahre nach William Byrd wieder der erste namhafte englische Komponist, der als Katholik erzogen worden war – entfaltet mit dem Orchester Klangbilder von eindringlicher Wirkung, stellt aber auch große Anforderungen. Die Streicherstimmen sind fast ständig mindestens zweigeteilt, im ersten Abschnitt sogar bis zu 18-fach, so dass eine entsprechende Besetzung sorgfältig auf die Bläser abgestimmt werden muss. Um Elgars Klangideal zu realisieren, empfiehlt sich auch die seinerzeit für Kantaten und Oratorien übliche große Besetzung des Chors und eine Orchesteraufstellung, bei der erste und zweite Geigen links und rechts vom Dirigenten sitzen (wie z. B. auch bei den Einspielungen von Adrian Boult oder Mark Elder). Die Behandlung des Chors setzt mit ihren Stimmschichtungen, dem Hervortreten von Einzelstimmen der Betenden und ihren Kontrasten auf eine beinahe räumlich-perspektivische Wirkung. Wie Elgars eigene Aufnahmen zeigen, legte er besonderen Wert auf den dramatischen Ausdruck, nicht auf kirchliche Festlichkeit. Als Benjamin Britten 1971 Elgars „The Dream of Gerontius“ mit Peter Pears in der Hauptrolle für die Schallplatte einspielte, machte er sich das Werk in seiner Wertschätzung so zu eigen, dass er bei den Proben immer von den „beiden Akten“ sprach, gerade so, als ob es sich um eine Oper handelte. Eine gelungene Aufführung dieses Werks bietet ein spirituelles und künstlerisches Ereignis, wie man es sonst vielleicht nur noch bei der Bachschen „Matthäus-Passion“ erlebt. „Ich glaube, Sie werden feststellen, dass der ‚Gerontius‘ über alles andere hinausgeht, was ich bisher gemacht habe“, teilte Elgar einem Bekannten mit. „In Gedanken habe ich die Seele aufsteigen sehen und habe mein ganzes Herzblut in die Partitur hineingeschrieben.“

Biblische Stoffe

Von Elgars Vorhaben, eine Trilogie über die Entstehung des Christentums zu schreiben, blieb letzten Endes nur „The Last Judgement“ unvollendet, da sich das Projekt insgesamt als unrentabel erwies. Allerdings kann man zu den beiden Teilen „The Apostles“ (1903) und „The Kingdom“ (1906) durchaus das Oratorium „The Light of Life” (1896) hinzurechnen, in dem mit der Wunderheilung eines Blinden eine wichtige Episode aus dem Leben Jesu geschildert wird. Angeregt durch Sullivans Oratorium „The Light of the World“ (1873), in dem Jesus erstmals als aktiv handelnde Person auf das britische Konzertpodium gebracht wurde, entwickelte Elgar ein Konzept, das er mit seiner persönlichen Klangsprache ausgestaltete. In den beiden vollendeten Oratorien über die Ursprünge des Christentums verwendete er zum Teil das gleiche thematische Material, wobei ein frei gehandhabtes System von Erinnerungsmotiven zur Charakterisierung diente. „Mit Erinnerungsmotiven war ich vertraut lange bevor ich je eine Note von Wagner gehört hatte“, äußerte Elgar. Der Duktus der Musiksprache Elgars ist hier dem „Gerontius“ verwandt. Von großer Geschlossenheit ist in „The Apostles“ die Verquickung von rezitativischen und ariosen Elementen mit ausladenden Chorpassagen. In „The Kingdom“ spielt der Chor eine noch bedeutsamere Rolle, und Szenen wie „When the great Lord will“ und „O ye priests“ gehören zum Eindrucksvollsten, was Elgar geschaffen hat. Zugleich verweist die Orchesterbehandlung auf die kommende sinfonische Entwicklung des Komponisten.

In Elgars unvollendeter Christen-Trilogie geht es nicht um eine musikalische Illustrierung der Bibel. Elgar faszinierte der Mensch mit seinen Schwächen, seiner Fehlerhaftigkeit und seiner Schuld. So steht gerade Judas im Zentrum des zweiten Abschnitts von „The Apostles“ – er ist bei ihm ein radikaler Anhänger der Zeloten, der in der Verfolgung seiner Ziele zu weit geht. „Judas ist der gescheite Mann-von-Welt-Typ“, schrieb Elgar einem Freund. „Ich habe aus ihm einen Mann mit Verstand gemacht.“ Elgars eigenes Verhältnis zum Katholizismus wandelte sich im Laufe der Jahre und der zunehmenden Erfahrungen. Noch zur Zeit seiner Heirat war er ein regelmäßiger Kirchgänger, der auch sakrale Werke wie die drei Motetten „Ave verum corpus“, „Ave Maria“ und „Ave Maris Stella“ (1887) und ein „Te Deum and Benedictus“ (1897) schrieb. In seinen letzten Jahren hatte er nur Verachtung für den „Hokuspokus“ der Kirche, wie er sagte, und „keinen Glauben an irgendeine Form des Lebens nach dem Tode.“

Elgars Kunstauffassung

Thumbnail imageElgar reagierte sensibel auf die politischen Entwicklungen seiner Epoche. Optimistischen Stücken wie der Kantate „The Banner of St. George“ (1897) und der „Coronation Ode” für König Edward VII (1902), in deren Finale die Melodie von „Land of hope and glory“ für Alt-Solistin und Chor auftaucht, folgten im Ersten Weltkrieg bewegende Werke voller Anteilnahme. So setzt er sich in „The Spirit of England“ (Die Stimmung in England) mit den Konsequenzen des Krieges auseinander. Der Titel des dreiteiligen Werkes auf Texte von Laurence Binyon entstammt der zweiten Zeile des Gedichts, das das Stück eröffnet, „The Fourth of August“, dem Tag der Kriegserklärung Englands an das Deutsche Reich. Das Werk befasst sich auch im zweiten Teil – „To Women“ (Den Frauen) – mehr mit den Konsequenzen des Konflikts für die Bevölkerung und mit den Opfern, als dass martialische Töne angeschlagen werden. Der Abschluss, „For the Fallen“ (Den Gefallenen), ist so umfangreich wie die ersten beiden Teile zusammen. Musikalisch und inhaltlich besitzt vor allem dieser Abschnitt den Charakter eines Requiems, das weit über die nationalen Grenzen des Gesamttitels hinausweist, wodurch ihm als Gedenken für die Kriegsopfer nach dem „Great War“ die gleiche Bedeutung zukam wie Sullivans „Te Deum“ zum Ende des Burenkriegs (1902) und Brittens „War Requiem“ (1962) nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auch wenn Elgar in Anbetracht mancher Widerstände oft mutlos und deprimiert war, so ist eine seiner großen Herausforderungen im Chorrepertoire ein Loblied auf die Künstler und die Bedeutung der Musik. Die zu selten aufgeführte Ode für Alt bzw. Mezzo-Sopran, Chor und Orchester „The Music Makers” (1912) stellt hohe Anforderungen an die Mitwirkenden. So wie die „Cantata profana“ für Bartók ist „The Music Makers“ für Elgar ein wichtiges Dokument für das Selbstverständnis seiner Kunst. In Arthur O’Shaughnessys Text heißt es:

„Wir Musiker sind es, wie's scheint, die immer wieder
die Welt bewegen und erschüttern.
Mit wundervollen, unsterblichen Weisen
bauen wir die großen Städte der Welt,
und aus Geschichten und Legenden
entsteht durch uns die Pracht eines Weltreichs.
Ein Mann mit einer Traumvorstellung
erobert nach Belieben eine Krone;
Doch drei Musiker mit einem neuen Lied
Können ein Weltreich niedertrampeln.“

Nach Elgars ästhetischen Vorstellungen kommt Künstlern in der Gesellschaft eine bedeutsame Rolle zu. Kunstwerke, so heißt es in dem Text, können „die Flamme im Herzen eines Anderen entzünden“. Im Jahre 1912 notiert Elgar in einem Brief an die Freundin Alice Stuart-Wortley: „Ich habe mir die Seele aus dem Leib geschrieben für das Violinkonzert, die zweite Sinfonie und ‚The Music Makers‘ – Du weißt, dass ich mich in diesen drei Werken selbst offenbart habe.“

Elgars Werke zu kürzen, wie es erst vor wenigen Jahren ein deutscher Zeitungsrezensent anregte, ist genauso barbarisch wie das Wegrationalisieren von Orchestern oder Chören. „Ich sage immer zu meiner Frau (über jedes Stück oder jede Passage meines Werks, die mir gefällt): ‚Wenn Du das herausnimmst, würde es bluten‘“, schrieb Elgar einmal an seinen Lektor August Jaeger, dem er die neunte der „Enigma-Variationen“ widmete, denn „meine Musik ist, so wie sie ist, lebendig“. Genauso lebendig fühlen sich Ensemblemitglieder, wenn sie die Schwierigkeiten, die Elgars Werke bereithalten, meistern – eine lohnende Aufgabe!

Weblinks

Buchtipps

  • Meinhard Saremba: Elgar, Britten & Co. - Eine Geschichte der britischen Musik in 12 Portraits, Zürich/St. Gallen 1994 (ISBN 3-7265-6029-7)
  • Ulrich Tadday (Hrsg.): Edward Elgar, Musik-Konzepte Band 159, München 2013 (ISBN 978-3-86916-236-2).
  • Florian Csizmadia: Leitmotivik und verwandte Techniken in den Chorwerken von Edward Elgar – Analysen und Kontexte, Berlin 2017 (ISBN 9783895749032)

CD-Tipps

  • Elgar: Part-Songs, Cambridge University Chamber Choir, Ltg.: Christopher Robinson (Naxos 8.570541)
  • Elgar: Choral Songs, London Symphony Chorus, Ltg.: Vernon Handley (Hyperion CDA 67019)
  • Elgar: Cathedral Music, Choir of Worcester Cathedral, Ltg.: Donald Hunt (Helios CDH 55 147)
  • Elgar: The Black Knight / Scenes From the Bavarian Highlands, London Symphony Chorus and Orchestra, Dir.: Richard Hickox /Hyperion (Chandos CHAN9436)
  • Elgar: The Light of Life, Davies, Shirley-Quirk, Howarth, Finnie, London Symphony Chorus and Orchestra, Dir.: Richard Hickox (Chandos CHAN 9208)
  • Elgar: King Olaf / Banner of St George, Birsan, Banks, Opie, Bergen Philharmonic Choir and Orchestra, Dir.: Andrew Davis [Chandos CHSA 5149(2)]
  • Elgar: Caractacus, Davies, Wilson-Johnson, Miles, Howarth, Finnie, London Symphony Chorus and Orchestra, Dir.: Richard Hickox (Chandos CHAN 92089156/7)
  • Elgar: The Dream of Gerontius, Groves, Coote, Terfel, Hallé Choir and Orchestra, Dir.: Mark Elder (Hallé Concerts Society CDHLD7520, 2 CD)
  • Elgar: The Apostles, Imbrailo, Sherratt, Groves, Coote, Evans, Hallé Choir and Orchestra, Dir.: Mark Elder (Hallé Concerts Society CD HLD 7534, 2 CD)
  • Elgar: The Kingdom, Rutter, Bickley, Hudson, Paterson, Hallé Choir, Evans, Hallé Choir and Orchestra, Dir.: Mark Elder (Hallé Concerts Society CDHLD7526, 2 CD)
  • Elgar: The Spirit of England / Coronation Ode, Cahill, Rolfe-Johnson, Scottish National Orchestra and Chorus, Dir.: Alexander Gibson (Chandos CHAN 6574)
  • Elgar: The Music Makers / Sea Pictures, Finnie, London Philharmonic Choir and Orchestra, Dir.: Bryden Thomson (Chandos CHAN 9022)
  • Elgar: Lieder für Chor a cappella – Unaccompanied Part-songs von Edward Elgar, Figuralchor Düsseldorf, Ltg.: Jürgen Schmeer (http://www.figuralchor-duesseldorf.de/die-cd/)

Meinhard Saremba
16.11.2015

 

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