Stefan Forssén arrangiert meine Lieder für den Chor Drucken
Thumbnail imageEinige meiner Lieder sind nicht so eng gebunden an meine Person, und genau diese eignen sich gut für den Chorgesang. Solche Titel hat Stefan Forssén sich nun rausgefischt und arrangiert. Er selber hat ja wunderbare Werke komponiert, Jazztitel, Kammermusiken, ein Requiem, er hat kleine Songs geschrieben und für den Chor eingerichtet, Lieder, die in Schweden populär wurden, auch weil er seit Jahren mit dem berühmten Göteborger Kammerchor des Gunnar Eriksson zusammen musiziert. Daher kennen wir uns.

Solche frommen Musiker und ketzerischen Musikanten wie mein schwedischer Freund und ich haben diese oder jene genialen Menschen als Anreger und Vorbilder, aber nur einen Gott: Johann Sebastian Bach. Und wenn dieser Forssén so ein deutsches Lied bearbeitet, dann können wir sicher sein, dass es nicht passiert nach dem Schreckensmotto „Harmonium und Männerchor – so stell‘ ich mir die Hölle vor!“. Dieser komische Horrorsatz stammt ja von dem Komponisten Max Reger, ein Erzkatholik, der wild protestantisch für die Orgel komponierte.

Forssén ist mit allen europäischen Wassern gewaschen, aus den kühlen Quellen der Wiener Klassik bis zu den warmen der Romantik, Schubert und Schumann. auf seinem Weg ist dieser Forssén allerdings nicht über die modisch-moderne Zwölftöner-Brücke Arnold Schönberg in die so genannt ernste, die „Neue Musik“ des 20. Jahrhunderts gerannt. Er gärtnert nicht in den wohltemperierten Gewächshäusern der Zweiten Wiener Schule, darin die seidenen oder papierenden Kunstblumen von Alban Berg, Anton Webern, Luigi Nono blühen.

Nein, Forssén bewegt sich wie ein edel-barbarischer Wikinger viel lieber im Wilden, im Offenen, im amerikanischen Dschungel des Jazz. so wurde er ein bewunderter Euro-Jazzer. Und will Stefan Forssén zugleich auch tief verwurzelt ist mit der reichen und lebendigen Volkslied-Tradition seiner skandinavischen Heimat, ist er für meine Lieder als Arrangeur ein großer Gewinn.

Dieser schwedische Sonderling hat eine kleine asiatische Eskimo-Falte im Augenlid. Er wuchs auf im hohen Norden. Und darum genießt er auch den angefaulten Hering „Surströmming“, diese stinkende Delikatesse aus Lappland. Ich habe bei ihm diese sehr toten Fische mit Todesverachtung runter gewürgt und dachte: Das passt zu dem! So ist seine Musik. Sie ist schön einfach sublim und zugleich schön raffiniert barbarisch. Und meine Lieder? Die mögen beides.

Wolf Biermann

 

Wolf Biermann: Chorlieder, Vol. 2

Arrangiert für gemischten Chor a cappella von Stefan Forssén.

Dauer: 15', 10,- €

Verlag Peermusic Classical, PCH 3803

icon Wolf Biermann: Chorlieder Vol. 2 - Probeseiten

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Veranstaltungshinweis:

Der Kammerchor der Hochschule für Musik Detmold unter Leitung von Prof. Anne Kohler führt am 16. Juni 2010 in einem gemeinsamen Konzert mit Wolf Biermann beide Bände der Biermann-Lieder auf. Beim 2. Band handelt es sich sicherlich um die Uraufführung.

Das Konzert gehört zu einer durch den Rektor Christian Vogel initiierten Veranstaltungsreihe der Hochschule für Musik Detmold, welche sich in Gesprächskonzerten mit dem Thema 20 Jahre Mauerfall befasst.