KonzertChor Bergisch Gladbach: Ein ungewöhnliches Konzert in ungewöhnlichen Zeiten Drucken

Wandelkonzert zum 100. Todestag von Max Bruch

Thumbnail imageAls vollen Erfolg konnte man ein vom KonzertChor Bergisch Gladbach gestaltetes Wandelkonzert anlässlich des 100. Todestages von Max Bruch Anfang Oktober 2020 verbuchen. Coronabedingt wurde aus einem geplanten „normalen" Gedenkkonzert eine Open-Air-Veranstaltung, die an vier Stationen des heutigen Max-Bruch-Wanderwegs in Bergisch Gladbach stattfand. Das Publikum, bestehend aus zwei angemeldeten Wandergruppen von jeweils 30 Personen, wurde von zwei StadtführerInnen zu den musikalischen Stationen geleitet.

Die besondere Beziehung des Chores zu dem 1838 in Köln geborenen Komponisten Max Bruch rührt aus seiner freundschaftlichen Verbundenheit zu der Papierfabrikantin Maria Zanders, der Gründerin des heutigen KonzertChores.  Auf deren Wohnsitz, dem Igeler Hof auf den idyllischen Höhen bei Bergisch Gladbach, weilte Bruch gerne und häufig und komponierte dort eine Vielzahl seiner Werke. So verstand es sich von selbst, dass der Chor ein Max-Bruch Musikprogramm wählte, das lediglich durch zwei Chorsätze von Brahms und Rheinberger ergänzt wurde.

Ab Mai 2020 begannen nach dem Corona-Lockdown die ersten Proben zum Konzert unter Leitung von Interimschorleiterin Tanja Heesen im Zoom-Chat. Zwei Proben fanden vor den Sommerferien mit dem nötigen Sicherheitsabstand in vier Gruppen à 10 Singenden im Garten eines Chormitgliedes statt, danach probte man in zwei Gruppen à 20 auf dem Schulhof einer Schule oder in einer großzügig bereitgestellten Kirche.

Für dieses Konzert, das von coronabedingten Einschränkungen nicht nur begleitet sondern auch bestimmt wurde, leisteten Chorvorstand und Chormitglieder unfassbare organisatorische Vorarbeit. Hygienekonzepte mussten für Proben und Konzertformat erstellt und bewilligt, sowie eine Erlaubnis des städtischen Ordnungsamtes eingeholt werden. Von den Sängerinnen und Sängern wurde höchste Disziplin, Rücksicht und Hilfsbereitschaft, z.B. beim Transport des E-Klaviers, der Installation von Kabeln und Scheinwerfern im Außenbereich für die Abendstunden und – immer wieder – beim Einhalten der Hygienevorschriften gefordert. Dirigentin Tanja Heesen meisterte die doppelte Probenbelastung durch zwei aufeinander folgende Gruppen mit unbeirrbarer, guter Laune und stetem Optimismus.

Der WDR 3 widmete dem KonzertChor Bergisch Gladbach und diesem besonderen Projekt in der Sendung „Tonart“ am 2. Oktober 2020 besondere Aufmerksamkeit und sprach sogar von einem neuen Konzertformat. Daniela Ziemann (Hörfunkredaktion) begleitete eine von zwei Hauptproben im Bergischen Löwen, dem von Gottfried Böhm in den 60er Jahren gebauten Konzertsaal der Stadt.

Am Konzerttag traf sich das Publikum in wetterfester Wanderkleidung am Denkmal von Max Bruch und Maria Zanders in der Bergisch Gladbacher Innenstadt, an dem aber leider wegen Corona-Auflagen nicht gesungen werden durfte. Noch war das Wetter trocken, als sich die beiden Wandergruppen zeitversetzt auf den Weg machten. An der ersten Station, geschützt unter dem Pausendach einer Schule, erklangen „Die Flucht nach Ägypten“ mit Frauenchor und der „Hymnus“ von Max Bruch mit der Sopranistin Madeline Cain und Roman Salyutov am Klavier. Die nächste Station war ein weiteres Max-Bruch-Denkmal, an dem die Wandernden mit den 4-stimmigen A-cappella-Sätzen „Bergisches Volkslied“, „Musicaklang“ und „Die Nachtigall“,  empfangen wurden. Inzwischen hatte es leicht zu regnen begonnen, was aber der Motivation der Singenden und der Freude des wandernden Publikums keinen Abbruch tat.

Thumbnail imageIn der auf dem Weg liegenden Kirche St. Engelbert in Bergisch Gladbach-Rommerscheid luden Birgit Heydel, Violine, Lev Gordin, Violoncello und Roman Salyutov, Klavier, zum Trio c-Moll, op.5 von Max Bruch ein – willkommener Ohrenschmaus und Sitzpause für alle Wandernden. Auf dem Igeler Hof, Endpunkt der 8 km langen Wanderung erwartete der gesamte Chor im strömenden Regen das nimmermüde wandernde Publikum mit „Heimweh“ (Max Bruch), „Waldesnacht“ (Johannes Brahms) und „Abendlied“ (Josef Rheinberger). Die Zuhörerinnen und Zuhörer dankten mit kräftigem Applaus und auch der Chor dankte seinerseits den Wandernden für Ihre Musikbegeisterung und Ausdauer bei widrigen Wetterverhältnissen.

Das Publikum war, so die einhellige Meinung, trotz strömenden Regens vollauf begeistert, auch wenn der Panoramablick über die Bergischen Höhen bis zum Kölner Dom wetterbedingt leider ausfiel. Und selten hat man Sängerinnen und Sänger nach einem Konzert so beseelt und dankbar dreinblicken sehen, weil man trotz Corona, Mindestabstand und trotzigem Wettergott solch ein ungewöhnliches Chorkonzert gemeistert hat.

Heidi Ehrhardt-Nocken, Ingeborg Schnabel, Sonja Condon
28.12.2020