Gipfeltreffen der vier bayerischen Knabenchöre in Bad Tölz: Tölzer Knabenchorfestival vom 25. bis 29. Mai 2022 Drucken

Tölzer Knabenchor, Windsbacher Knabenchor, Augsburger Domsingknaben und Regensburger Domspatzen

Thumbnail imageDas Tölzer Knabenchorfestival vereint in diesem Jahr vom 25. bis 29. Mai alle vier bayerischen Knabenchöre. An vier Konzertabenden sind in der Tölzer Stadtpfarrkirche nacheinander der Tölzer Knabenchor (26.05.), die Augsburger Domsingknaben (27.05.), die Regensburger Domspatzen (28.05.) und der Windsbacher Knabenchor (29.05.) zu hören. Beginn jedes Konzertes ist 19 Uhr.

Das Festival wird bereits am Nachmittag des 26. Mai ab 14 Uhr open-air in der Marktstraße beim Winzererdenkmal bei freiem Zugang eröffnet, wo der Tölzer Knabenchor singen sowie die Tölzer Stadtkapelle aufspielen wird. Am 25. Mai gibt es ein spektakuläres Pre-Opening-Konzert: Zum ersten Mal in der Geschichte des Knabenchorfestivals Bad Tölz gibt es das „Konzert für Junges Publikum“. Hierfür konnte die Münchner Indie-Band KYTES mit Michael Spieler, Timothy Lush, Kerim Öke und Thomas Sedlacek gewonnen werden. Der Frontman und Gitarrist Michael Spieler wurde einst von den Talentscouts des Tölzer Knabenchores entdeckt. Der heute 29-jährige Musiker erhielt beim Tölzer Knabenchor eine fundierte sängerische Ausbildung, die den Weg für eine Musikerkarriere bereitet wurde. Dem Chor ist Spieler bis heute als Mitglied im Männerchor verbunden geblieben.

Thumbnail imageNun aber zum Programm des eigentlichen Festivals, das am 26. Mai von den Gastgebern eröffnet wird. Der Tölzer Knabenchor lädt dabei zu einem Familientreffen, und zwar von fünf Mitgliedern der Familie Bach. Von ihnen singt der Tölzer Knabenchor prachtvolle Motetten, die vom vierstimmigen bis zum 15 (!)-stimmigen Satz reichen. In vielen Städten Thüringens wirkten jahrhundertelang eine große Zahl von Mitgliedern der Familie Bach als Spielleute, Stadtpfeifer, Hofmusiker, Organisten und Kantoren. Fünf von ihnen, alle bedeutende Kirchenmusiker, sind nun in der Stadtpfarrkirche Tölz klingend präsent. Als da wäre der älteste von ihnen, Johann Sebastian Bachs Großonkel Johann Bach, der in Erfurt wirkte. Aus den nur wenigen überlieferten Kompositionen von ihm, die Gottseidank der Großneffe gesammelt hat, wählt der Tölzer Knabenchor zwei Motetten aus. Diese Werke haben sich ebenso im Altbachischen Archiv erhalten wie auch einige Werke zweier im Tölzer „Familientreffen“ auch zu Aufführungsehren kommenden Verwandten von Johann Sebastian: seinem Großonkel Johann Christoph Bach und seinem Onkel sowie Schwiegervater Johann Michael Bach. Dieses Archiv war in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen und für ein halbes Jahrhundert verschollen. Doch vor zwei Jahrzehnten wurde es glücklicherweise im Staatsarchiv der ukrainischen Hauptstadt Kiew wiedergefunden und nach Deutschland zurückübersiedelt! Insgesamt fünf Werke aus den im Archiv vertretenen „Bachen“ singt der Tölzer Knabenchor, dazu kommt noch eine Motette des „Meininger Bachs“ Johann Ludwig sowie selbstverständlich zwei der großartigen Motetten von Großmeister Johann Sebastian. Sie sind Paradewerke des Tölzer Knabenchors und werden den krönenden Abschluss des Konzertes bilden.

Am zweiten Abend bieten die Augsburger Domsingknaben unter der Leitung von Umberto Kostanic Geistliche Chormusik aus fünf Jahrhunderten unter dem Motto „Verleih uns Frieden!“ Die friedliche musikalische Europareise führt nach Deutschland, Spanien, Italien, England und Flandern. Großartige, innige und prunkvolle Chorwerke (zum Teil mit Orgelbegleitung) aus dem 16., 17., 18., 20. und 21. Jahrhundert werden am 27. Mai zu hören sein.

Am dritten Abend ist einer der traditionsreichsten Chöre der Welt zu hören. Unglaubliche 1047 Jahre gibt es schon die Regensburger Domspatzen. Die Geschichte reicht zurück ins Jahr 975, als der damalige Regensburger Bischof eine eigene Domschule gründete, die auch Singknaben ausbildete. Das war die Geburtsstunde der Domspatzen, die auch heute noch jeden Sonn- und Feiertag in der Regensburger Domkathedrale die Liturgie gestalten. In der Tölzer Stadtpfarrkirche werden die Domspatzen am 28. Mai unter der Leitung von Max Rädlinger „Klänge der Zuversicht“ verbreiten. Unter diesem Motto sind prächtige Lobeshymnen ebenso wie leise gesungene Gebete vereint. Die Domspatzen ziehen einen schönen Querschnitt durch die vielfältige und abwechslungsreiche Kirchenmusik vom gregorianischen Choral über alte Meister bis hin zu moderner zeitgenössischer Literatur. Im Mittelpunkt des Programms stehen das prachtvolle „Cantate Domino (Singet dem Herrn)“ des Nürnberger Renaissance-Meisters Hans Leo Hassler sowie die imposante Vertonung des 150. Psalms durch den zeitgenössischen amerikanischen Komponisten Michael John Trotta.

Thumbnail imageIm letzten Festivalkonzert am 29. Mai tritt der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Martin Lehmann auf. Die Windsbacher geben einen eindrucksvollen Querschnitt durch ihr breites Repertoire. Zum einen werden die Mittelfranken geistliche Chormusik vom 19. bis ins 21. Jahrhundert singen, von Motetten Mendelssohns, einem geistlichen Abendlied Josef Rheinbergers und einem Graduale Anton Bruckners über das „Nachtlied“ Max Regers bis zu „Laudes Creaturarum“ des spanischen Komponisten Javier Busto, ein Auftragswerk zum 75-Jahr-Jubiläum des Windsbacher Knabenchores. Zum anderen spannen die Windsbacher einen schönen Bogen von Volks- und Kunstliedern des „Wanderns“.

Informationen und Tickets: 

www.toelzerknabenchor.de

www.bad-toelz.de

www.muenchenticket.de

Rainer Lepuschitz
22.04.2022