Musikverein Gelsenkirchen erhält 2015 die Zelter-Plakette Drucken

VDKC-Mitgliedschor für über 100jähriges Wirken geehrt

Thumbnail imageDer Musikverein Gelsenkirchen erhält in diesem Jahr die renommierte Zelter-Plakette, die an verdiente Chöre mit einer über 100jährigen Geschichte verliehen wird. Die Plakette wird dem Chor für seine Verdienste in einem Festakt am 3. Mai 2015 verliehen.

Die Zelter-Plakette wurde im Jahr 1956 „als Auszeichnung für Chorvereinigungen, die sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben" von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet. Die Plakette zeigt auf der Vorderseite Carl Friedrich Zelter (1758-1832), auf der Rückseite den Bundesadler mit der Umschrift „Für Verdienste um Chorgesang und Volkslied".

Geschichte des Chores
Man schrieb den 23. September 1883, als die Herren Amtsrichter Neuhaus und Dr. Röhrer einen Aufruf an alle sangeslustigen Damen und Herren der Stadt richteten zwecks Gründung eines Musikvereins (Gelsenkirchen hatte damals 18.000 Einwohner!). Dem Rufe folgten 22 Damen und 18 Herren, die sich zur 1. Chorprobe am 3. Oktober in der Gastwirtschaft Heuser, Munckelstraße, einfanden. In dem kleinen Saal der Wirtschaft trat der Musikverein mit dem 1. Konzert am 17. Februar 1884 an die Öffentlichkeit. Der gemischte Chor entwickelte sich aus einer Bevölkerungsschicht mit höheren musikalischen Ansprüchen. Das heimische Publikum sollte die Werke der klassischen Meister kennenlernen; in einer Industrieregion mit körperlich schwer arbeitenden Menschen keine leichte Aufgabe. Die Dirigenten besaßen im damaligen Ruhrgebiet Rang und Namen. Chorleiter der ersten Stunde war der Königl. Musikdirektor Witte aus Essen.

Bis Ende des 1. Weltkriegs war der Musikverein der alleinige Träger des Konzertlebens in Gelsenkirchen. Nicht nur Chorkonzerte, sondern auch Sinfoniekonzerte wurden vom Musikverein bestritten. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm von der Stadtverwaltung bereits 1907 die Bezeichnung "Städtischer Musikverein" verliehen. Das erste Probenlokal, die Gastwirtschaft Heuser, musste 1925 dem Neubau des Hans-Sachs-Hauses weichen, was mit seinem großen Konzertsaal der gleichen Zweckbestimmung diente.

Die Passion für den Laiengesang und die Hingabe an die Erarbeitung der großen Chor- und Oratorienliteratur wurde stets von tüchtigen Dirigenten – es waren sechs bis zum 2. Weltkrieg – wachgehalten mit dem Ziel und dem Ergebnis künstlerischer Erfüllung. Allerdings kam 1943, nachdem die 9. Sinfonie von Beethoven als letztes Konzert aufgeführt wurde, die Probenarbeit völlig zum Erliegen.

Ein Neuanfang wurde im August 1945 gemacht, als sich rund 17 Sänger und Sängerinnen zur ersten Chorprobe einfanden. Der Chorleiter, der ab diesem Zeitpunkt bis zum Jahre 1976 den Musikverein übernahm, hatte eine schwere Aufgabe vor sich: den Städtischen Musikverein wieder neu aufzubauen. Eugen Klein, Musikpädagoge am Schalker Gymnasium schaffte es mit großem Einsatz. Bereits im Dezember 1945 wurde in der "Schauburg" Buer – das Hans-Sachs-Haus konnte wegen Beschädigung nicht genutzt werden – das "Deutsche Requiem" von Johannes Brahms aufgeführt. Die Mitgliederzahl des Musikvereins wuchs stetig an; die Aufführung nahezu aller großen Chorwerke unter dem Dirigat von Eugen Klein im Hans-Sachs-Haus waren mehr als drei Jahrzehnte Tradition im Kulturleben der Stadt Gelsenkirchen. In den Kriegsjahren hatte die Stadt Gelsenkirchen dem Musikverein die lang geführte Funktion eines "Städtischen Oratorienchores" entzogen. Da die Konzerte im Zusammenspiel mit dem Städtischen Orchester eine große Zuhörerschar anzogen, sah sich die Stadtverwaltung veranlasst, im Jahre 1956 den Musikverein als "Städtischen Musikverein Gelsenkirchen e.V." wieder in ihre Obhut zu nehmen.
Seit 1992 ist der Musikverein zwar noch "städtisch", muss sich jedoch für größere Chorkonzerte neue Wege der Finanzierung suchen wie Partnerschaften und Sponsoring. In den Sinfoniekonzerten der Stadt ist der Musikverein Gelsenkirchen wiederholt chorischer Partner der Neuen Philharmonie Westfalen.

Als Chorleiter kamen nach Eugen Klein Frank Ziebler und Karl-Heinz Obernier, und danach übernahmen die jeweiligen Chordirektoren des Musiktheaters die Leitung des Musikvereins: Julius Asbeck und Nandor Ronay und in jüngster Zeit Christian Jeub.

Thumbnail imageDer Chor heute
Heute ist der Chor ein gemischter Chor, den die Freude am Musizieren vereint. In seiner über 125-jährigen Geschichte stellt sich der Chor dem großen philharmonischen Chorrepertoire, aber auch kleinere musikalische und lebendige Formen finden bei ihren Platz. So spannte sich z.B. beim Day of Song im Kulturhauptstadtjahr 2010 der musikalische Bogen von Beethoven bis zu den Beatles. In den Sinfoniekonzerten der Stadt ist der Chor musikalischer Partner der Neuen Philharmonie Westfalen, z.B. in Felix Mendelsohn Bartholdy "Lobgesang" und in Mahlers Zweiter, der Auferstehungs-Sinfonie.

Mit dem Team zur Stimmbildung wird die Klangqualität des Chores weiterentwickelt und in Probenwochenenden die musikalische Arbeit intensiviert. Chorausflüge bereichern die solidarische Gemeinschaft, wie auch Kooperationen zu anderen Chören.

Besondere Angebote, die sicherlich nicht jeder Chor zu bieten hat, sind mit „Singen mit Charme“ monatliche offene Singen, die der Chor gemeinsam mit dem Kreiskantorat (KMD Andreas Fröhling) und Ev. Christusgemeinde Gelsenkirchen-Buer anbietet: Gemeinsames Singen mit Freude und Begeisterung in jeder Lebenslage und zu jeder Zeit; besonders werden sangesfreudige Senioren willkommen geheißen, die den Bezug zu ihrer Singstimme nicht verlieren wollen.

Eine weitere Besonderheit ist die Ausschreibung von Stipendien an gesangsbegeisterte Gelsenkirchener im Alter zwischen 15 und 25 Jahren „Deine Stimme für Gelsenkirchen – Gesangsstipendien des Musikvereins“, gestiftet von der Bürgerstiftung Gelsenkirchen und der Volksbank Ruhr Mitte, durch den Chor. Jährlich werden zwei Stipendien ausgeschrieben, die Stipendiaten erhalten individuellen Gesangsunterricht und erfahren das Chorleben beim Musizieren in Proben und Konzerten.

Informationen 

Musikverein Gelsenkirchen, VDKC
12.03.2015