Auf Antrag des VDKC wurde im Rahmen der entsprechenden UNESCO-Konvention die „Chormusik in deutschen Amateurchören" in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
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Leipziger Synagogalchor präsentiert CD: Samuel Lampel ‒ Abendgebet für Schabbat (1928) |
Die neue CD widmet sich erstmals den Werken des Leipziger KantorsFür den Leipziger Synagogalchor stand die 15. Jüdische Woche in Leipzig (25. Juni bis 2. Juli 2023) ganz im Zeichen der Ehrung des Kantors, Lehrers und Komponisten Samuel Lampel (1884‒1942). Ab 1914 wirkte Lampel als Kantor (oder hebräisch Chasan, Vorsänger) an der liberalen Großen Gemeindesynagoge in der Leipziger Gottschedstraße. Als Musiklehrer an der Höheren Israelitischen Schule prägte er die musikalische Bildung seiner Schüler, unter ihnen der Organist und Komponist Herman Berlinski, nachhaltig. Als Komponist schuf Lampel Vertonungen von Gebeten und Psalmen für den Gebrauch in den Gottesdiensten seiner Gemeinde ‒ für gemischten Chor, Kantor und Orgel, wie es in den reformierten Synagogen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts üblich war. Zum Glück für die Nachwelt gelang es ihm im Jahr 1928, bei einem Leipziger Verlag 57 Werke in einem Notenband zu veröffentlichen, die „Stimme Samuels“ genannt. Denn so konnten die Kompositionen nicht nur zu Lampels Lebzeiten in jüdischen Gemeinden außerhalb Leipzigs Anklang und Verwendung finden, sie überdauerten als gedruckte Edition die Schoah, die systematische Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten, der auch Samuel Lampel und seine Frau Rosa 1942 zum Opfer fielen.
Lampels Kompositionen sind ein Teil der Leipziger Musikgeschichte und es lohnt sich, sie neu zu entdecken und dem Vergessen zu entreißen. 2023 hat der Leipziger Synagogalchor unter Leitung von Philipp Goldmann in der Thomaskirche eine CD aufgenommen, zusammen mit Assaf Levitin (Bassbariton), der als Chasan an der Hamburger Reformsynagoge amtiert, und Ivo Mrvelj, Assistenzorganist der Thomaskirche an der Sauer-Orgel. Zu hören sind 19 Stücke aus der für den Schabbatgottesdienst bestimmten Liturgie, vom einleitenden „Mah tauwu“ (Wie gut sind deine Zelte, Jakob…) bis zum Ausgangslied „Adaun aulom“ (Ewiger Herr, der regierte, bevor alles erschaffen wurde…), darunter das beschwingte Strophenlied „L'cho daudi“ (Komm, Geliebter, der Braut entgegen…) zum Empfang des Schabbats, dramatische Psalmvertonungen, einstimmige Gemeindegesänge und eindringliche Gebete. Lampels Werke betten sich auf dem traditionellen Ritus, wagen aber auch Ausbrüche in die Moderne, die von seiner kompositorischen Ambition und seinem musikalischen Können zeugen. Die Texte wurden im Original belassen, sie sind in der zeitgenössischen lokalen Form des aschkenasischen Hebräisch zu hören. Den Schluss bildet Lampels berührender deutscher „Segen“, der ebenfalls aus dem Notenband stammt. Zur Jüdischen Woche wurde das Erscheinen der CD (bei dem Leipziger Label Rondeau) mit einem Konzert am 28. Juni 2023 in der Thomaskirche gefeiert. Anwesend war der Enkel von Rosa und Samuel Lampel, der aus Großbritannien angereist war. Bislang kannte er nur wenige Kompositionen seines Großvaters, nun konnte er über eine Stunde der Musik seines Vorfahren lauschen, und dies nur wenige Meter vom historischen Ort entfernt, an dem heute ein Denkmal aus Stühlen an die 1938 zerstörte Synagoge erinnert. Am Tag zuvor hatte er schon die Gedenktafel am einstigen Wohnhaus seiner Familie enthüllen dürfen, die im Rahmen eines Projekts des Bürgervereins Waldstraßenviertel vom Leipziger Synagogalchor gestiftet wurde. Den für alle Anwesenden sehr bewegenden Moment begleitete der Chor mit Lampels „Segen“. Wir hoffen, dass die „Stimme Samuels“ nun von vielen Menschen gehört und geschätzt wird. Franziska Menzel
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