Felix Draeseke – Kirchenmusik zwischen Liszt und Reger (Einleitung) Drucken

Eine Einführung anlässlich des 100. Todestages am 26. Februar 2013 von Udo-Rainer Follert

Thumbnail imageFelix Draeseke (1835-1913) gehört zu den Komponisten des 19. Jahrhunderts, deren Werke im öffentlichen Musikleben noch wenig bekannt sind. Dies aber zu Unrecht, und darüber gibt es in der Musikwissenschaft wenig Zweifel, und auch Interpreten, die sich mit seinen Klavier- und Kammermusikwerken, Sinfonien und Liedern befassen, stellen Draeseke seinen bekannteren Zeitgenossen gleichwertig an die Seite. Um die Erforschung von Leben und Werk von Felix Draeseke bemüht sich seit 1986 die INTERNATIONALE DRAESEKE GESELLSCHAFT e.V.  mit Sitz in Coburg. Neben der wissenschaftlichen Aufarbeitung sind Bereitstellung von Notenmaterial und Förderung von Konzerten mit Draesekes Werken Hauptaufgaben dieser Fördergesellschaft. Die am 21. Juni 2012 errichtete ALAN KRUECK FOUNDATION dient diesem Ziel ebenfalls, wie auch nachhaltigen Bekanntmachung von Draesekes Schaffen im öffentlichen Musikleben.

Der Komponist Draeseke hat in allen musikalischen Gattungen bedeutende Werke geschaffen. Dass auch seine Chormusik, insbesondere aber seine Kirchenmusik relativ unbekannt ist, muss man bedauern. Denn immerhin schuf Draeseke mit seinem Mysterium „CHRISTUS“ in vier Teilen ein Werk, welches in der Musikgeschichte seinesgleichen nicht hat. Mit Motetten, Psalmen, Messen und Requiems hat Draeseke dem Bereich der Kirchenmusik Werke von hoher Qualität zugeführt. Die Bedeutung Draesekes als Kirchenmusiker hat Helmut Loos in seinem lesenswerten Aufsatz „Die geistliche Musik von Felix Draeseke“ (in „Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert“, Hrsg. Matthias Herrmann, Laaber 1998; Musik in Dresden, Bd. 3) eindrucksvoll herausgearbeitet. Zum Thema insgesamt sei auch hingewiesen auf die Veröffentlichungen der IDG, Schriften, Bd. 5 mit weiterführenden Untersuchungen zu den geistlichen Werken Draesekes.

Draeseke wurde in Coburg geboren und starb in Dresden 1913. Die 100. Wiederkehr seines Todestages am 26. Februar 2013 bietet eine willkommene Gelegenheit, sein umfangreiches geistliches Chorschaffen vorzustellen. Ich werde im Folgenden die Chorwerke von Felix Draeseke beschreiben, Angaben zu Besetzung und Schwierigkeitsgrad machen, wie auch praktische Hinweise zur Beschaffung von Aufführungsmaterial geben. Draesekes weltliche Chormusik ist ebenfalls beachtlich, und er schreibt überwiegend für Männerchor. Dieses Feld werde ich in einem besonderen Abschnitt vorstellen, mich dabei aber nur auf einen kurzen Überblick beschränken. In zwei Teilen sollen nun die Chorwerke mit und ohne Orchester der frühen und mittleren Schaffensperiode (Teil 1+2), dann in zwei weiteren jene der späten zur Betrachtung kommen (Teil 3+4). Voran aber stelle ich einen Gesamtüberblick über alle Werke:

Mit Orchester/Entstehungszeit
Lacrimosa op. 10, 1865
Adventlied nach Rückert op. 30, 1871-1875
Requiem op. 22, 1876-1875
Osterszene nach Goethes Faust Op. 39, (1863/64) 1886/87
Große Messe fis-Moll op. 60, 1890/91
Christus op. 70-73, (1864) 1895-1899
Psalm 57 WoO 31, 1907

a cappella/Entstehungszeit
Salvum fac regem op. 55, 1889
Psalm 93 op. 56, 1889
Psalm 23 op. 59, 1889
Vier Gesänge op. 57, 1891
Große Messe a-Moll op. 85, 1908/09
Requiem e-Moll WoO 35, 1909/10

Udo-Rainer Follert, Heiligenberg überm Bodensee
31.10.2012

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